Regionales

Elektromobilität – Vorteile für Unternehmen

Sebastian Rother, Beresa Münster

Sebastian Rother, Verantwortlicher für Elektromobilität beim Autohaus Beresa Münster und Bielefeld, im Gespräch mit unserem Mittelstandsnetzwerk.

Herr Rother, Elektromobilität ist in der aktuellen Klimadebatte eines der Top-Themen von Politkern. Wie verbreitet sind Elektroautos eigentlich derzeit in Deutschland?

2019 haben wir in Deutschland gut 83.000 zugelassene Elektrofahrzeuge. Gemessen an der Zahl der Gesamtfahrzeuge in Deutschland von rund 65 Millionen, ist das noch gering. Aber die Tendenz ist ansteigend. In anderen Teilen der Welt wie Skandinavien und China haben sich E-Fahrzeuge schon stärker etabliert.

Welche Arten von E-Autos gibt es eigentlich im Markt?

Wir unterscheiden drei Varianten. Beim reinen Hybridfahrzeug gibt es keine Möglichkeit, die eingebaute Batterie über einen Stecker extern aufzuladen. Der eingebaute Akku wird stattdessen durch die beispielsweise ansonsten in Wärme umgewandelte Energie beim Bremsen aufgeladen und hat eher eine unterstützende, aber gleichwohl verbrauchssenkende Funktion. Die E-Reichweite liegt aber nur bei wenigen Kilometern. Dieser kombinierte Antrieb wird zukünftig bei allen Verbrennungsmodellen von Mercedes Standard sein. Bei sogenannten Plug-in-Hybriden hat der E-Motor bei unseren Modellen aktuell eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern und kann von außen aufgeladen werden - auch an einer üblichen Haushaltssteckdose. Im Stadtverkehr fährt man mit diesem Modelltyp rein elektrisch und umweltschonend. Bei längeren Strecken schaltet sich der Verbrennungsmotor hinzu. Aus unserer Sicht ist das eine gute Lösung. Aber die reinen Elektroantriebe holen auf. So beträgt die Reichweite unseres neuen vollelektrischen Modells EQC bereits über 400 Kilometer.

Warum haben sich E-Autos in Deutschland noch nicht so durchgesetzt?

Das Umdenken bei Herstellern und Verbrauchern erfolgt in Deutschland erst langsam. Die Vorteile der klassischen Verbrennungsmotoren wie niedrigere Preise, geringeres Gewicht, mehr Platz im Kofferraum sowie größere Reichweite und dichtes Tankstellennetz haben den Absatz von E-Autos bei uns bisher gebremst. Der Umweltgedanke konnte das bisher nicht auffangen. An der Ausweitung der Reichweite arbeiten wir aber genauso wie am Ausbau eines Netzes von Schnellladestationen entlang der Autobahnrouten in Deutschland in Kooperation mit einer Allianz der großen, europäischen Autohersteller.

Um die Nachfrage anzukurbeln, hat die Bundesregierung den Umweltbonus eingeführt? Wie ist der aktuelle Stand?

Im Rahmen des neuen Klimapaketes der Bundesregierung soll der bestehende Umweltbonus für reine E-Fahrzeuge von 4.000 auf 6.000 Euro und für Plug-in-Hybride von 3.000 auf 4.500 Euro steigen. Der Nettolistenpreis darf dabei jedoch 40.000 Euro nicht übersteigen. Bei einem Nettolistenpreis von 40.000 bis 65.000 Euro erhöht sich der Umweltbonus auf 5.000 Euro (reine E-Autos) und 3.750 Euro (Plug-in-Hybride). Wie bisher wird der Umweltbonus zu je 50 Prozent von den Herstellern und der Bundesregierung finanziert.

Bietet das Land Nordrhein-Westfalen auch zusätzliche finanzielle Anreize?

Ja, das Land NRW zahlt eine zusätzliche Prämie für reine E-Fahrzeuge von bis zu 4.000 € für PKW und 8.000 € für Nutzfahrzeuge. Daneben gibt es eine Förderung für den Aufbau eigener Ladestationen, die bis zu 5.000 Euro betragen können, wenn sie z. B. öffentlich zugänglich sind.

Wie sieht es mit der steuerlichen Förderung von E-Fahrzeugen aus?

Auch die ist attraktiv. Reine E-Fahrzeuge, die bis zum 31.12.2020 erstmals zugelassen werden, sind zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Plug-in-Hybride profitieren nicht von diesem Steuervorteil. Hinzu kommt ein weiterer Steuervorteil für Dienstfahrzeuge, diesmal für reine E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride gleichermaßen: Sie werden pauschal nur mit 0,5 Prozent des Listenpreises versteuert. Für Verbrennungsmotoren gilt ein Satz von 1 Prozent. Auch müssen Arbeitnehmer das Laden von Elektroautos beim Arbeitgeber nicht als geldwerten Vorteil versteuern.

Als umweltschonende Antriebsalternative zum Elektromotor wird immer auch noch die Brennstoffzelle genannt. Wie sehen Sie diese Option?

Aktuell sehen wir an der Entscheidung von China, nicht alles auf die Karte der Elektromobilität zu setzen, das alternative umweltschonende Antrieb noch nicht vom Tisch sind. Denn bei Elektrofahrzeugen gibt es auch Nachteile. So müssen zur Batterieproduktion seltene Rohstoffe und viel Strom eingesetzt werden. Auch die weltweite Entsorgung der Batterien ist noch ein ungelöstes Problem. Die Brennstoffzelle, also der Antrieb mit Wasserstoff, ist daher noch nicht vom Tisch. Es gibt bereits Prototypen. Die Marktreife ist jedoch noch nicht gegeben.

Wir bedanken uns für das Gespräch Herr Rother.

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